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Domaine Bois de Boursan

Domaine Bois de Boursan

Der Grundstein für die heutige Domaine Bois de Boursan wurde Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts von einem gewissen Jean Versino gelegt.
Der Name des Gründers mutet nicht zufällig italienisch an, denn sein Vater war erst einige Jahrzehnte zuvor aus dem Piemont eingewandert und hatte sich in Châteauneuf-du-Pape niedergelassen.
Aus ihrer alten Heimat brachte die Familie neben weinbaulicher Kompetenz auch eine bis heute andauernde Liebe zu den großen Nebbiolo-Weinen aus Barolo und Barbaresco mit. Dieser Umstand soll hier gleich zu Anfang gewürdigt werden, denn kein geringerer als Robert Parker erwähnte bereits in den 1990er Jahren diese Affinität der Versinos in seinem Standardwerk über die Weine der Rhône.
Ob diese familiäre Vorliebe – wie Parker implizit vermutet – Auswirkungen auf die Stilistik der Weine der Domaine Bois de Boursan hat, soll im weiteren Verlauf an passender Stelle noch erörtert werden.

Zunächst einmal startete Jean Versino jedenfalls in kleinerem Umfang mit der Erzeugung von Fasswein, der an örtliche Kellereien verkauft wurde. Da die Geschäfte recht bald florierten und die Qualität offenbar zufriedenstellte, begann sein Sohn Jean Paul mit der Flaschenabfüllung und vergrößerte den Betrieb Stück für Stück.

Heute, da bereits die dritte Generation das Ruder übernommen hat, verfügt die Domaine über rund zehn Hektar Weinberge in der Appellation Châteauneuf-du-Pape. Insgesamt werden inzwischen 27 verschiedene Parzellen bewirtschaftet, die absolut beispielhaft für die geologische und mikroklimatische Vielfalt des Gebiets sind:
Man kultiviert Reben auf steinigen, lehmigen, sandigen, von Sandstein und von Kalk geprägten Terroirs, die zudem auch noch völlig unterschiedliche Expositionen aufweisen.

Auch bezüglich der Sortenvielfalt bietet Bois de Boursan absolut alles, mit dem die berühmteste aller Weinbaugemeinden der südlichen Rhône traditionell aufwarten kann:
Es befinden sich noch immer sämtliche 13 zugelassene Varietäten im Anbau, auch wenn mittlerweile Grenache mit ungefähr der Hälfte der Fläche klar dominiert.
Das durchschnittliche Alter der Reben beträgt über ein halbes Jahrhundert, für die Versinos ein elementarer Faktor bei der Herstellung charakter- und extraktstarker Weine.
Sämtliche Weinberge werden seit langem mittels biologischer Methoden bewirtschaftet, nach der selektiven Lese werden die Trauben für die Rotweine nicht entrappt und beginnen die Gärung in archaischen Zementbecken.
Anschließend werden die unterschiedlichen Partien vermählt und beenden die Fermentation in großen alten Holzgebinden. Die Reifung der Roten des Hauses erfolgt wie eh und je in großen gebrauchten Fässern und erstreckt sich über mindestens 18 Monate. Barriques kommen, anders als bei vielen Erzeugern der Gegend, nicht zum Einsatz.
Die wenigen Weißweine der Domaine vergären und reifen ausschließlich in emaillierten Tanks, um ein Maximum an Frische zu bewahren.

Das Sortiment von Bois de Boursan ist ebenso überschaubar wie traditionell, eine Bereitung von Enzellagen-Cuvées wird bislang nicht in Betracht gezogen. Das Gros der Produktion, mindestens 90 Prozent, macht alljährlich der „normale“ Châteauneuf-du-Pape aus, der unter der Bezeichnung „Tradition“ firmiert.
Nur in den allerbesten Jahrgängen stellt Familie Versino ihm die „Cuvée des Félix“ an die Seite. Dieses noch reichhaltigere und strukturiertere Flaggschiff des Hauses ist eine Selektion aus den ältesten Anlagen in den besten Lagen, umfasst niemals mehr als ein Zehntel der Gesamtmenge und kann herausragend reifen.
Der Weißwein der Domaine Bois de Boursan – durchschnittlich gerade einmal fünf Prozent der Produktion – zeigt sich im Kontext seiner warmen Herkunft äußerst frisch und animierend, verträgt aber ebenfalls problemlos ein paar Jahre im Keller.

Stilistisch – und damit wären wir abschließend wieder bei der Frage nach den piemonteser Einflüssen – müssten zumindest die Rotweine von Familie Versino aufgrund ihrer Bereitungsweise eigentlich eher strenge, etwas widerborstige und spät zugängliche Reminiszenzen an die Vergangenheit der Appellation sein. Doch das ist nur teilweise der Fall:
Freilich zeigen sich die Gewächse des Hauses zumindest in den ersten Jahren vergleichsweise herb und würzig und lassen das Übermaß an reifer, dunkler und oftmals beinahe süßlich eingekocht wirkender Frucht vermissen, welches viele Weinleibhaber in unseren Tagen geradezu zwangsläufig mit Châteauneuf-du-Pape verbinden. Hier ließe sich einigermaßen problemlos eine Parallele zum Nebbiolo konstruieren.
Dennoch sind und bleiben die Gewächse von Bois de Boursan stets vollmundige, reiche und großzügige südliche Weine, die sich bereits recht früh hervorragend bei Tisch schlagen. Sie fallen lediglich etwas weniger überreif und süßlich rund aus als viele andere Vertreter ihrer Heimat und geraten stets ausgesprochen robust und zupackend.

Ob man diese Eigenschaften nun auf die Wurzeln der Familie oder die streng traditionelle Vinifikation zurückführt oder nicht, ist uns von Finkenweine und Pinot Weinhandel absolut einerlei.
Wir sind in jedem Fall überaus glücklich, unseren Kunden die Erzeugnisse dieses wunderbaren Familiengutes anbieten zu können, das viel zu lange zu Unrecht im Schatten zu vieler Produzenten überladener Monsterweine stand!

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